Wing Chun Kung Fu

Wing Chun Kung Fu gilt als weiche Form der chinesischen Selbstverteidigung

Wing Chun Wing Chun (chin. „schöner Frühling“) ist ein (süd-) chinesischer Kampfkunststil (in China mit dem Oberbegriff Wushu, im Westen mit dem Begriff Kung Fu bezeichnet).

 

Der Name der Kampfkunst stammt aus dem Kantonesischen, deswegen gibt es keine eindeutige Romanisierung des Begriffes. Aus markenrechtlichen Gründen und um sich von anderen Schulen und Verbänden abzugrenzen , sind zahlreiche Schreibweisen gebräuchlich, so z.B. Wing Tsun (W.T.), Ving Tsun (V.T.), Wing Tzun, Wing Chung, Wing Shun, Wing Tsung, Ving Chung, Weng Chun, Wyng Tjun, aber auch gänzlich andere Namen, wie z.B. Taonamics oder Tao Concepts.

 

Wing Chun Techniken

Im Wing Chun werden alle Techniken darauf ausgelegt, maximale Wirkung zu erzielen. Die Bewegungen sind meist kurz und direkt entlang einer geraden Linie. Statt starrer Muskelkraft nutzt Wing Chun die Elastizität des Körpers, kombiniert mit präziser Gewichtsverlagerung (Schritttechniken) und schnellen, explosiven Streckbewegungen, bekannt als Peitschenkraft. Dies ermöglicht effektive Angriffe mit minimalem Kraftaufwand.

 

Ein typisches Merkmal vieler Wing-Chun-Stile ist der Kettenfauststoß, bei dem ein erfahrener Kämpfer bis zu 8-10 Schläge pro Sekunde ausführen kann. Die volle Wirksamkeit der Techniken zeigt sich jedoch erst in der Kombination. Dabei spielt es keine Rolle, ob Fauststöße oder Handflächenschläge verwendet werden – die Techniken greifen nahtlos ineinander. Die Kraft des Gegners wird durch gezielte Schritttechniken wie Wendungen neutralisiert und gegen ihn selbst eingesetzt. Wing Chun folgt dem Prinzip: Angriff und Verteidigung sind eins. Ein gegnerischer Schlag wird durch einen konternden Gegenschlag abgewehrt.

 

Der Stil zeichnet sich auch durch eine effiziente Trittarbeit aus, die auf wenige, aber gezielte Grundtritte beschränkt ist. Diese zielen in der Regel auf niedrig gelegene Ziele wie Kniegelenke, Oberschenkelansätze und den Unterleib des Gegners und ermöglichen so eine effektive Verteidigung und Kontrolle des Gegners.

Wing Chun Prinzipien

Eine zentrale Besonderheit des Wing Chun ist das Prinzipien-basierte Denken. Diese Prinzipien fungieren als klare Leitlinien oder Orientierungshilfen und sind bewusst in Form von prägnanten Handlungsanweisungen formuliert. Dadurch ist eindeutig definiert, wie in verschiedenen Situationen zu reagieren ist. Der große Vorteil dieser Prinzipien liegt in ihrer Allgemeingültigkeit und Übertragbarkeit. Wenn ein Schüler sich an diese Grundsätze hält, verhält er sich auch in neuen und unvorhergesehenen Situationen korrekt und minimiert das Risiko schwerwiegender Fehler.

 

Nachfolgend sind einige exemplarische Prinzipien aufgeführt, die je nach Wing-Chun-Stil variieren können. Die genaue Ausprägung der Prinzipien unterscheidet sich oft stark von Stil zu Stil.

 

Kraftprinzipien

 

          1. Mach Dich frei von deiner eigenen Kraft!

              2. Mach Dich frei von der Kraft des Gegners!

3. Nutze die Kraft des Gegners...

   4. ...und füge Deine eigene Kraft hinzu!

 

Kampfprinzipien

 

1. Ist der Weg frei, stoße vor!

                    2. Ist der Weg versperrt, bleibe kleben!

           3. Ist der Druck zu stark, gib nach!

          4. Zieht der Gegner zurück, folge!

 

Diese Prinzipien unterstützen den Schüler dabei, flexibel und effektiv auf verschiedene Kampfsituationen zu reagieren, unabhängig von deren Neuartigkeit oder Komplexität.

Wing Chun System

Die grundlegenden Prinzipien des Wing Chun werden durch das Üben der sogenannten Formen erlernt. Formen sind festgelegte Abfolgen von Techniken, die jeder Schüler alleine durchführt. Sie ähneln den Katas der japanischen Kampfkünste und dienen dazu, die Basisbewegungen zu verinnerlichen und Schritt für Schritt darauf aufzubauen.

 

Die Formen im Wing Chun sind:

 

Siu Nim Tao / Siu Lim Tao („Eine kleine Idee“) – In dieser Form werden die grundlegenden Armtechniken isoliert oder in einfachen Kombinationen geübt. Der Fokus liegt auf einem stabilen Stand, der Beintechniken integriert. Ein wichtiger Bestandteil ist das Erlernen der richtigen Haltung und das Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung.

 

Chum Kiu / Cham Kiu („Suchende Arme“ / „Eine Brücke bauen“) – Hier kommen erstmals Schritttechniken und komplexere Kombinationen von Arm- und Beinbewegungen hinzu. Diese Form betont die Koordination zwischen Armen und Beinen sowie die erste Anwendung von Bewegungsstrategien.

 

Biu Tse / Biu Tze („Stoßende Finger“) – Oft als „Notfallform“ bezeichnet, lehrt diese Form Techniken, um aus ungünstigen Positionen in vorteilhafte zurückzukehren. Sie bereitet den Schüler auf unerwartete Situationen im Kampf vor.

 

Mok Jan Chong / Mok Jan Jong („Holzpuppe“) – Diese Form wird an einer Holzpuppe trainiert und dient dem intensiven Üben von Techniken und Bewegungen. Sie hilft dabei, Fehler zu korrigieren und Techniken zu verfeinern.

 

Luk Dim Bun Guan / Luk Dim Ban Kwun („Langstock“) – Der Langstock stärkt die Hüftstabilität und verbessert die Kraft hinter den Fauststößen. Diese Form konzentriert sich auf die Körperkontrolle und das Gleichgewicht.

 

Pa Cham Dao / Bart Cham Dao („Doppelschwerter“ oder „Schmetterlingsmesser“) – Diese Form lehrt den Umgang mit den traditionellen Wing-Chun-Waffen, den Doppelmessern, und vertieft die Fähigkeit zur Verteidigung mit Waffen.

 

Der Ablauf dieser Formen wurde über Jahrhunderte überliefert. Meister wie Yip Man und Wong Shun Leung entwickelten eine systematische Lehrmethode, um diese Formen zu vermitteln. Über die Jahre hinweg wurden immer wieder Anpassungen und Weiterentwicklungen vorgenommen, was zu den vielen unterschiedlichen Stilrichtungen im Wing Chun geführt hat. Diese Variationen spiegeln oft unterschiedliche Interpretationen und Ansichten über Techniken und Prinzipien wider.

 

Selbst heute noch gibt es gelegentlich Änderungen in der Ausführung, was die Lebendigkeit dieser Kampfkunst unterstreicht. Jede Schule hat ihre eigenen Nuancen, besonders in der Siu Nim Tao. Oft lässt sich anhand dieser Unterschiede erkennen, bei welchem Lehrer ein Schüler gelernt hat.

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